Die Ramelsberger zum Oktoberfestattentat: „Es muss ja nicht gleich eine heiße Wurst geben“
München, 4. Mai 2015; Annette Ramelsberger am Schreibtisch
Bisher ist es verdächtig still im Blätterwald; und weil man gar nichts hat und sich gar nichts mehr zu schreiben traut (Frau Waske hatte in der „Zeit“ allzu kräftig ins Klo gegriffen) in der sicheren Erwartung, abgewatscht und brotlos gemacht zu werden, berichtet man halt vom Schweigen der Bundesanwaltschaft. Diese schweigt tatsächlich; vielleicht auch in der Erwartung, abgewatscht zu werden. Mit der Brotlosigkeit wird es bei diesen Beamten sowieso nichts.
Und doch – ein paar grundsätzliche Phantastereien müssen es schon sein von der Ramelsberger:
„Am 26. September 1980 hatte der rechtsradikale Student Gundolf Köhler auf dem Münchner Oktoberfest eine Bombe gezündet und 13 Männer, Frauen und Kinder getötet.“
Müßig, zu betonen, dass es keine tragfähigen Hinweise für eine rechtsradikale Gesinnung Köhlers gibt, genauso wenig wie es Beweise für seine Täterschaft gibt. Solche Dinge fechten die Ramelsberger nicht an. Als langweiligste Gerichtsreporterin der BRD lässt sie dann aber noch einen Paukenschlag los:
„Dass der Student nicht allein war, wurde stets gemutmaßt. Beweise dafür gibt es keine. Nun, so sagte Range, werde seine Behörde allen Ansatzpunkten zur Aufklärung der Hintergründe des heimtückischen Mordanschlags erneut und umfassend nachgehen. Ein Paukenschlag.“
Aha, also Beweise gibt es keine dafür, dass Köhler nicht allein war. Allein wo, wie, wann? Das sind zu komplizierte Fragen für die Ramelsberger, die nur das behauptet, was sie sicher beweisen kann, wie wir oben gesehen haben.
Nein, Annette, es ist kein Paukenschlag, wenn ein Jurist die Behauptung aufstellt, etwas umfassend und erneut untersuchen zu wollen. Im Gegenteil, es ist ein zäher, lästiger Blödsinn, und die Leute der Bundesanwaltschaft werden sich jahrelang mit Ermittlungsergebnissen zurückhalten, wie schon 1980-82, einfach deswegen, damit der Blödsinn dieser volksverhetzenden Beschäftigungstherapie nicht zu früh offenkundig wird.
Und damit in der Zwischenzeit Verdachtstheorien blühen sollen.
Nur wird das diesmal nichts, weil es das Internet gibt, und weil es uns gibt. Da wird man gemeinsam mit der Bundesanwaltschaft schweigen müssen, wenn man nicht gnadenlos vorgeführt werden will.
Diesmal nicht, Freunde.
„Zu Oberstaatsanwalt Jochen Weingarten, der bis dahin federführend das Thema Oktoberfest bearbeitet hatte, kam noch Stephan Stolzhäuser hinzu, ein ehemaliger Richter aus Bayern. Insgesamt umfasst das Referat fünf Juristen. Doch erfahren hat die Öffentlichkeit bisher nichts. Außer, dass die Ermittlungen beim Bayerischen Landeskriminalamt geführt werden. Über alle anderen Erkenntnisse gebietet Karlsruhe striktes Stillschweigen.“
Himmel, der Weingarten… er macht das Oktoberfest. Der Weingarten, das ist der, der auch beim NSU am Start ist und sich dort als Schreihals profiliert hat. Menschen, die ihn in seiner dienstlichen Funktion erlebt haben, berichteten mir von einem stinksauren Choleriker, dem beim leisesten Schniefgeräusch des Vernommenen der Kragen platzt, während er mit viel zu großen Schritten im Vernehmungszimmer herumstolzt.
Ein Staatsschützer par excellence. Dass er an der Wahrheit interessiert wäre, hat man noch nie gehört. Aber was will man erwarten; Diemers Pfeifendeckel kann nicht anders. Strengste Geheimhaltung diesmal, nicht so viel Blödsinn ausplaudern wie beim NSU.
Wie war das mit den Aussagen von Herrn Knust und seinen Wohnmobil-Unterlagen? Oder mit dem Enrico Theile? Also besser nichts dazu sagen, was der Weingarten macht. Nur nicht blamieren.
„Kein Wort darüber, ob man schon Zeugen befragt hat – immerhin haben sich ja zwei Frauen gemeldet, die neue Angaben zu möglichen Hintermännern gemacht hatten, und deren Aussage Range im Dezember als „werthaltig“ bezeichnete. Kein Wort, wie viele alte Akten man schon durchgeforstet hat – immerhin hatte Range im Januar die Akten der Geheimdienste zum Attentat angefordert. Keine Äußerung dazu, ob die Ermittler die vollständigen Geheimdienstakten bekommen. Immerhin verweigert die Bundesregierung dem Bundestag die Akten mit dem Argument, man müsse auch heute noch die V-Männer von damals schützen und könne keinerlei Angaben zu ihren möglichen Meldungen zu Hintergründen des Oktoberfestattentats machen. Und kein Wort dazu, ob es schon eine neue Spur gibt.“
Alles klar. Die Ramelsberger teilt dann noch mit, dass die neue SOKO x Mitglieder hat, aber gut und gerne noch wachsen kann, und dass man in eine ehemalige Residenz Edmund Stoibers ziehen will. Ermittler von damals sind keine mehr dabei, heißt es weiter, schließlich sehen frische Augen angeblich mehr. Und die SOKO kriegt einen neuen Namen. Jede Folge „Forsthaus Falkenau“ sagt uns mehr über das Oktoberfestattentat.
Es ist zum Verzweifeln; wie soll da eine Verdachtskultur entstehen, wenn man nichts sagt und der Ableger von NSU LEAKS, verstärkt durch Hoffmann himself, mit furchtbaren Akten-Waffen im Erdloch wartet.
„Bis zum Ende des Jahres will man zumindest wissen, wo man bei den Ermittlungen steht. Dann werde es ein erstes aussagekräftiges Zwischenresümee geben, kündigt der Generalbundesanwalt an. Vielleicht ist die Geheimniskrämerei ja dann vorbei. Es muss ja nicht gleich eine heiße Spur geben.“
Nein, eine heiße Spur muss es nicht gleich geben. Weißwurscht auszuzeln und weiterschlafen, Ramelsbergerin. Ihr seids eh zu feig.
(Einstellungsverfügung von damals; kein begründeter Tatverdacht gegen Hoffmann)
„Es ist zum Verzweifeln; wie soll da eine Verdachtskultur entstehen, wenn man nichts sagt und der Ableger von NSU LEAKS, verstärkt durch Hoffmann himself, mit furchtbaren Akten-Waffen im Erdloch wartet.“
DAS ist der genialste Satz im ganzen Blog 🙂
Du futterst das letzte Stück Sonntagskuchen weg und erzählst Deinen Eltern, es wäre Dein Bruder gewesen. Jetzt kommt Opa. Der hat Dich beobachtet und gibt Dir eine letzte Chance. „Entweder Du sagst die Wahrheit oder ich machs“.
Auf die Lösungsstrategie der Strolche bin ich gespannt.
Es wird wieder Material gesucht…
http://www.br.de/nachrichten/oktoberfestattentat-zeugenaufruf-bundesanwaltschaft-100.html