Die Ramelsbergerin zum Oktoberfestattentat, Nachtrag
19. September 2015, O’zapft is
In München ist heute mit dem traditionellen Fassl-Anstich das Oktoberfest eröffnet worden. Fast zeitgleich flatterte bei uns ein Video herein, das fraglos zu den erschütterndsten Dokumenten der Verharmlosung staatlichen Terrors gehören müsste, wenn einem nicht jeder Ernst durch das Gelache und Geheuchel der auftretenden Weiber vor die Hunde ginge.
Nur eine von 236 Spuren. Sogar die behördliche Sprachregelung hat sie wörtlich übernommen. Es ist furchtbar.
Erstens weiß man nie genau, was genau hinter den Dingen steckt.
(Wieder ein Klassiker, der alles über die Ramelsbergerin sagt. Die Dinge zu erkennen, das würde fürs Erste reichen.)
Im Grunde handelt es sich bei diesem in einer schaurigen Business-Ästhetik gehaltenen Schleimstreifen um eine Verfilmung jener ewigen Latrinenparolen, die (zwischen Bundesanwaltschaft und korrupten Journalisten hin- und hergereicht) seit Jahren die Berichterstattung der Ramelsbergerin prägen. Auch auf inhaltlicher Ebene bewegen wir uns in jener Region, die von dem berühmten französischen Schriftsteller Céline als „Kacke der Lumpenbourgeoisie, von silbernen Tellern gefressen“ charakterisiert worden ist.
Staatskacke, damit auch das nächste teure Kostümchen rechtzeitig bezahlt werden kann. Damit der Traum vom eigenen Gehirn niemals endet.
Es soll kein blinder Fleck mehr bleiben. Ein ausgeleuchtetes Feld soll es sein, damit das Vertrauen in den Staat wieder hergestellt werden kann.
Gegen den Hoffmann traut sie sich nicht mehr heraus; sie weiß genau, dass sie sonst hier zur Hilfsschülerin gemacht wird. Immerhin.
Wohin der Chef der SOKO 26 der Ramelsbergerin allerdings den berühmten USB-Stick mit seinen wertlosen Exklusivinformationen gesteckt hat, wissen wir nicht. In den Computer sicher nicht, das wäre nämlich strafbar gewesen. Diese Informationen konnte man nur der Ramelsbergerin geben; jeder andere staatsnahe Journalist hätte sich sofort tot gelacht, und das wäre für die Bundesanwaltschaft ein schlechtes Geschäft gewesen.
Im belanglosen Gespräch mit einer ebenso ahnungslosen Regionaljournalistin zeichnet uns die blonde Tante süffisant ein Bild der Emotionalität bei der Polizei; man kann sich den schluchzenden SOKO-Menschen gut vorstellen, wie er seine USB-Empfängerin verarscht. Freilich wird die Emotion dann als „nichts“ bezeichnet; und dann wird der nächste Haken geschlagen: Auch wenn es nichts ist, ist es wichtig, weil es den Menschen (also dem einfachen Volk, das die Kostümträgerin so verachtet) irgend ein Gefühl der Sicherheit gibt.
Wie in der legendären, kürzlich an dieser Stelle betrachteten, nach Ausnüchterung von der Ramelsbergerin veränderten Überschrift des Jahrhunderts:
Wichtige Spur zu Hintermännern führt ins Nichts
Das sind ungeheure Dimensionen des Hasses auf das Recht und der eiskalten Überheblichkeit gegen die einfachen und weniger einfachen Menschen, die von der staatlichen Bombe zerfetzt und vergiftet worden sind. Noch im dreckigsten noblen Jockey-Club einer lateinamerikanischen Militärdiktatur, wo die Toten nur ein müdes Lächeln kosten, geht es andächtiger zu.
Derartige Extreme sind natürlich auch ein Moment der Dekadenz; wer mit solchen Leuten zusammenarbeitet und sie mit exklusiven Informationen versorgt, der ist am Ende. Und das Projekt der SOKO 26 ist tatsächlich am Ende; die Ramelsberger-Aktion war einfach der Versuch, es im Dezember nicht gar so peinlich werden zu lassen, nur ja keine Spannung aufkommen zu lassen vor dem großen Offenbarungseid. Im Dezember will man ja einen Zwischenbericht abgeben. Wie peinlich.
(Gundolf Köhler, 1980)
Unsereiner kann hier im Namen der Menschlichkeit zum hundertsten Mal die gröbsten Lügen ausräumen, auch wenn es nichts nützt: Gundolf Köhler war kein „Rechtsradikaler“, das wurde trotz aufwändigster Ermittlungen, unter dem Vorzeichen des staatlichen Willens, Hoffmann in den Knast zu bringen, schließlich sogar vom Generalbundesanwalt offiziell eingeräumt. Bloß „Mittäter“ zu suchen wäre also eine unzulässige Einengung des Erkenntnishorizonts für eine anständige Ermittlungsbehörde. Und so weiter.
Und Köhler ist niemals als Täter ermittelt worden.
Das einzig Verdächtige, was die letzten Monate in der BRD jenseits unserer eigenen Recherchen gebracht haben, war das Statement von Charlotte Knobloch, die gar so eifrig gegen die neuen Ermittlungen aufgetreten ist. Ja ja, noch der letzte Depp denkt sich seinen Teil dazu.
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