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Irreführendes Indiz: Forchheimer Nummernschild in Beiruter Tiefgarage

Schloss Ermreuth, Ende August 2015

Es ist in der zeitgeschichtlichen Berichterstattung leider Usus geworden, ein Indiz als Beweis anzusehen. Ein Indiz ist aber kein Beweis, sondern nur ein Verdacht erregender Umstand, der erst noch verifiziert werden muss, um Beweiskraft zu erhalten.

Indizien sind beliebigen Auslegungen und Schlussfolgerungen zugänglich. Deshalb sind sie das beliebteste Argument des Verdachtsjournalismus.

Das wissen auch die Gerüchteköche der Geheimdienste. Sie produzieren Hinweise auf Verdacht erregende Umstände, lancieren diese dann zum nächsten Geheimdienst, um von dort in den Kreislauf der öffentlichen Diskussion eingespeist zu werden. Damit ist der Reigen der öffentlichen, wild wuchernden, miteinander konkurrierenden Gerüchteproduktion eröffnet. Das Ziel ist erreicht. Ergeben sich Möglichkeiten der gewissenhaften Nachprüfung, so zerplatzt das Indiz samt den daraus erwachsenen Schlussfolgerungen wie eine Seifenblase.

Der grundsätzliche Unwert eines bloßen Indizes kann an folgendem Beispiel deutlich gemacht werden:

Am 19. Januar 1981 wurde die Dienststelle 01 koeln bfv vom BND (München) mit einem geheimdienstlich beschafften „Indiz“ gefüttert.

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(Fax des BND an das BfV, 20.1. 1981)

Ein in Deutschland auf das Mitglied der ehemaligen WSG Klaus Hubel zugelassener PKW mit einem Forchheimer Nummernschild soll angeblich in der Tiefgarage des Büros der christlichen Falange-Milizen gesichtet worden sein. Zweck dieser, vom israelischen Geheimdienst produzierten Meldung war, die WSG-Ausland in Zusammenhang mit den christlichen Milizen zu bringen. Das war insofern von Bedeutung, weil damit eine andere Falschmeldung von erheblicher Brisanz gestützt werden sollte.

Die Israelis hatten, unter anderem auch durch Benutzung des italienischen Geheimdienstes das Gerücht in den Wind geworfen, ich selbst und Angehörige der WSG-Ausland hätten sich im Libanon in Trainingscamps der Falange aufgehalten und dort zusammen mit italienischen Faschisten Terroranschläge in Bologna und München besprochen.

Tatsächlich gelangte ein auf Hubel in Deutschland zugelassenes Kfz-Nummernschild nach Beirut. Ob es wirklich in der Tiefgarage der Falange gesehen wurde, kann ich nicht beurteilen. Unmöglich ist es nicht. Wenn das so gewesen sein sollte, dann kann daraus nicht auf eine Zusammenarbeit von uns mit den Falangisten geschlossen werden.

Denn erstens soll das Forchheimer Nummernschild in der Falange-Garage an einem „Leyland“-Kfz montiert gewesen sein. Für Hubel war es in Forchheim für einen Mercedes zugelassen worden. Und zweitens befand sich Klaus Hubel zur „Erkenntniszeit“ der Nachricht als Angehöriger der WSG-Ausland in einem Militärcamp der palästinensischen Fatah-Miliz.

Hubel hatte den Mercedes 1980 zum Zweck des Verkaufs in den Libanon gebracht. Das Fahrzeug wurde nach der Ankunft in Beirut sofort Führungspersönlichkeiten der Fatah übergeben. Was weiter mit dem Auto geschah, ob es weiter verkauft oder gestohlen wurde, entzieht sich meiner Kenntnis.

Der von den Israelis an deutsche Nachrichtendienste lancierte Hinweis auf das Forchheimer Nummernschild ist ein Beweis für die Bemühungen, die in israelisch-italienisch-deutscher Gemeinschaftsproduktion erstellte Story von der Attentats-Planung in einem Camp der Falange zu erhärten.

Immerhin war die Geschichte gut genug gelogen, um den damaligen GBA Rebmann, zumindest kurzfristig, darauf reinfallen zu lassen.

Der damit angerichtete Schaden war beträchtlich.  

(Ein Beitrag von Karl Heinz Hoffmann)