V-Leute in der WSG: Nicht zu viele Hoffnungen machen!
März 2015, Schloss Ermreuth
Meine Politstalker träumen davon, durch Einsichtnahme in Geheimdienstakten, vermuteten, in die WSG eingeschleusten V-Leuten auf die Spur zu kommen. Nichts kann sie von der fixen Idee abbringen, es müsse doch irgendetwas über die WSG in den Akten der Verfassungsschutzämter schlummern, das im Zusammenhang mit dem Oktoberfestattentat stehen könnte.
Sie sollten ihre Erwartungshaltung etwas dämpfen. Wenn sie tatsächlich Akteneinsicht erhalten sollten, was ich bezweifle, werden sie das Gesuchte nicht finden. Um zu verstehen, warum die Ausbeute mager ausfallen wird, müssen zunächst die Begriffe geklärt werden:
Die Wehrsportgruppe Hoffmann bestand im Rahmen des geltenden Rechts von 1974 bis zum 30. Januar 1980. Das sind sechs Jahre obrigkeitlich ungeliebte, aber rechtlich legale Organisationstätigkeit. Ich glaube nicht, dass jemand erwartet, dass in der damaligen Zeit eingeschleuste Spitzel etwaige Erkenntnisse über das Oktoberfestattentat liefern können. Das wäre schon deshalb absurd, weil die WSG nach dem 30. Januar 1980 überhaupt nicht mehr existierte. In eine Organisation die nicht mehr existiert, kann man schlechterdings keine V-Leute einschleusen.
Ich habe von Anfang an eine unübliche Einstellung zum Spitzelunwesen gehabt. Spitzeleien haben mich wenig interessiert, weil ich nicht wirklich etwas zu verbergen hatte. Unsere Aktivitäten fanden zwar nicht in der Öffentlichkeit statt, aber sie wurden von uns selbst dokumentiert und öffentlich gemacht. Was hätte ein V-Mann anderes berichten können als das, was wir selbst der Öffentlichkeit zu Propaganda-Zwecken anboten.
Unterschieden werden muss auch zwischen der Zugehörigkeit zur WSG und dem Freundeskreis der WSG. In letzterem Bereich waren natürlich V-Leute angesiedelt. Zum Beispiel der altbewährte Verfassungsschutzspitzel Franz Lippert aus Nürnberg. Besondere Bedeutung hatte dieser Umstand für uns niemals. Und zwar deshalb nicht, weil es weder Zielsetzungen noch Aktivitäten gab, die der unbedingten Geheimhaltung bedurft hätten. Mit anderen Worten, die Wehrsportgruppe Hoffmann hatte keine strafbaren Handlungen im Programm.
In der zahlenmäßig begrenzten „WSG-Ausland“ im Libanon, gab es definitiv keinen V-Mann der STASI. Von den westlichen Diensten war nur der Verfassungsschutz Düsseldorf mit einem Mann vertreten. Nämlich Walter Ulrich Behle aus Nettetal. Dass über den V-Mann Behle hinaus noch weitere Mitglieder der WSG-Ausland bereits vor und während der Aufenthaltszeit im Libanon von westlichen Diensten engagiert waren, möchte ich stark bezweifeln. Dass einige Angehörige der Libanontruppe nach ihrer Rückkehr in die Bundesrepublik den deutschen Behörden aller Art zu Willen waren, ist eine ganz andere Frage.
Fazit: In den Akten der diversen Geheimdienste wird sich nichts finden lassen, was über den Erkenntnisstand hinausgeht, der in journalistischer Freiheit bis zur Unkenntlichkeit der Öffentlichkeit zur Unterhaltung angeboten wurde.
Die auf mich persönlich, besonders seit dem Jahr 2010 angesetzten Spitzel, sowie die diversen Versuche, geheimdienstlich operative Fallen aufzustellen, waren ebenso zahlreich, wie leicht durchschaubar.
Dazu finden sich in aktuellen Akten des Bundesamtes für Verfassungsschutz aufschlussreiche Bemerkungen:
Verwaltungsvorgänge Blatt 207
- Aussichtslosigkeit oder Erschwerung einer Sachverhaltsaufklärung.
(…) dass die Erforschung des Sachverhalts aussichtslos oder erschwert wäre(…)   Â
Zum anderen können Observationen nur eingeschränkt durchgeführt werden,(…)
(…) Hoffmann hinsichtlich des Einsatzes nachrichtendienstlicher Mittel äußerst sensibilisiert(…)
(…)Die von Seiten des Landesamtes für Verfassungsschutz Bayern gelieferten Informationen können durch weitere Befragungen nicht aufgeklärt werden.
Die Akten der Verfassungsschutzämter sind prall gefüllt mit dümmlichen Verdächtigungen, für die es in deren Eigenleistung erzeugte „Hinweise“, aber keinen vernünftig nachvollziehbaren Beleg, geschweige denn Beweise gibt. Die Arbeit unserer Dienste erschöpft sich, leider sehr erfolgreich, in moralisch verwerflicher Psychopolitik.
Soviel für heute zum Thema V-Leute früher und heute in meinem Umfeld.
(Ein Gastbeitrag von Karl Heinz Hoffmann)