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Wen der Mossad alles so umbringt und wen nicht

Februar 2015, E-Mail aus Unbekannt

Nachdem schon vor Jahrzehnten intelligente Linke festgestellt haben, dass Nazis Pop sind, dürfen wir an dieser Stelle ruhig feststellen, dass heute sogar V-Leute Pop sind. Sie sind es umso mehr, als sie das selbst oft nicht wissen, es rückwirkend werden können und eine solche Enthüllung natürlich allerhand Vorteile für allerhand Leute mit sich bringt. Sogar post mortem können Sie zum V-Mann aufsteigen und dann nachträglich so cool aussehen wie dieser V-Mann hier:

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(falscher, von der Linken enttarnter cooler V-Mann mit Brille)

Inmitten dieses V-Mannchaos agieren die Enthüller; sie sorgen dafür, dass z.B. Leute, denen man die Kugel gegeben hat, oder die leider in irgend einer anderen Weise verstorben sind, mit der entsprechenden Farbigkeit ihrer angeblichen Tätigkeit in den Medien erscheinen. Der tote V-Mann wird dann zu einer Art organischen Corelli-CD oder menschenverachtendem Schnipselvideo.

So ein V-Mann ist als Unmensch wie eine Leinwand, auf die die Aktionskünstler der Geheimdienste jeden blutigen Kram ausgießen können, den sie brauchen. Phantasievoll entmenscht, könnte man sagen, verbindet die V-Mannpuppe das, was verbunden werden soll, damit das, was erzählt werden soll, erzählt werden kann.

Der Oktoberfestanschlag hat wie ein Pilzgeflecht unterirdische Ausläufer, die weniger mysteriös als einfach verboten oder tabu sind. An Spuren eines solchen Myzels findet man erlogene Gerüchte über Tote, ein paar erwiesene Morde, die als Wutausbrüche Verbündeter durchgehen, Falschbeschuldigungen und falsche Zeugenaussagen, Strafen und „weiche Maßnahmen“ aller Art. Dieses Geflecht verbindet den Oktoberfestanschlag zum Beispiel mit dem Attentat des „Schwarzen September“ auf die israelische Olympiamannschaft in München 1972. Die stinkende Spur ist kaum zu verkennen; bei der Beschäftigung mit ihr fragt man sich unwillkürlich, wann der nächste Desinformant auf den Plan tritt und sie mit einer passenden V-Mannenthüllung zu verfremden trachtet.

Atef Byseiso, Offizier des Sicherheitsdienstes der PLO, soll nach den neuesten passend gemachten Enthüllungen Informant des Bundesamtes für Verfassungsschutz gewesen sein. Der palästinensische Kämpfer war nach dem Tod von Abu Iyad wohl zum Chef des Sicherheitsdienstes aufgestiegen und hatte in dieser Eigenschaft nicht nur Freunde. Sowohl die Israelis als auch die Gruppe um Abu Nidal hatten etwas gegen ihn.

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(Atef Byseiso, 1948-1992)

Nach seinem Tod im Jahre 1992, nachdem ihn der Mossad ermordet hatte, muss man sagen, wurde Byseiso wenig überraschend von allen Seiten zum V-Mann gemacht. Für das Olympia-Massaker sei er mit verantwortlich gewesen, behaupteten die Israelis, und Jahre später „sickerten“ Informationen an deutsche Medien durch, er habe gar für das Bundesamt für Verfassungsschutz gearbeitet. Der Weg dieses Sickerwassers erscheint an dieser Stelle wenig erwähnenswert, wenn es sich auch um einen unappetitlichen Weg handelte. Im Februar 2015 startete man im „Focus“ einen neuen Versuch, diesmal mit garantiert echten Dokumenten aus Köln.

Das plötzliche historische Interesse der deutschen Medien ist erstaunlich. Freilich könnte man auch auf den Gedanken kommen, dass hier wieder einmal vorsorglich ein kleines Myzel beseitigt bzw. mit einem anderen, poppigen, überlagert werden sollte. Schließlich wäre es ja eine furchtbare Verschwörungstheorie, anzunehmen, dass der poppigste aller vorderasiatischen Geheimdienste dazu beigetragen haben könnte, dass ein gewisser Udo Albrecht für den BND gleichzeitig sowohl Byseiso abgeschöpft als auch die an dieser Stelle zu erzählende Oktoberfest-Intrige ins Werk gesetzt haben könnte. Und das bei einer Vergangenheit als Waffenbeschaffer für den „Schwarzen September“ und betreuter Ausbrecherkönig.

Anstatt die Abfallprodukte der staatlichen Desinformation zu genießen, kann man aber auch mit den Leuten reden; der poppigste der Dienste wird uns für ein Gespräch ja nicht ernst genug nehmen. Selber schuld; und plötzlich trudelt eine Mail aus Unbekannt ein, die hier unkommentiert wiedergegeben werden soll:

„Die PLO hatte kein Interesse an einer echten Feindschaft zu den BRD-Sicherheitsbehörden, trotz ihrer engen Verbindung zum MfS.

Nicht nur die DDR stand bei den Palästinensern hoch im Ansehen, sondern auch die wirtschaftlich viel potentere BRD, d.h. das ganze Deutschland!

Abdullah Frangi wurde ja auch nicht als Paria behandelt, sondern genoss bei vielen Politikern, vor allem der SPD, hohes Ansehen. Man begegnete ihm in Bonn und anderswo in der Republik mit Respekt. Nicht nur bei linken Solidaritätsveranstaltungen, sondern auch bei wichtigen Wirtschaftsverbänden war er als Vortragsredner gern gesehener Gast.

Atef war natürlich kein Verräter an der eigenen Sache, das halte ich ebenso wie Sie für absolut ausgeschlossen!

Aber es gab bei den Interessen der beteiligten Dienste (BND/VS u. PLO-SD) gemeinsame Schnittmengen:

Abu Nidal war nicht nur Todfeind der Arafat-PLO, sondern als Initiator von blutigen Anschlägen in ganz West-Europa, die gegen israelische und jüdische Einrichtungen gerichtet waren, Nr. 1 auf der Fahndungsliste westlicher Dienste.

Hier zu diesem Bereich Informationen auszutauschen, lag in beiderseitigem Interesse. Atef erhielt dafür die Gegenleistung, dass offizielle PLO-Vertreter problemlos in die BRD einreisen konnten und die Zusicherung, dass evtl. Informationen zu personengefährdenden Attentaten gegen die PLO vom BND/VS an ihn weitergegeben würden. Im Gegenzug verpflichtete sich Atef, ggf. Informationen über sicherheitsgefährdende Aktivitäten der Abu-Nidal-Gruppe an die BRD-Behörden weiter zu geben.

In Deutschland hatte die PLO genauso, wie in noch höherem Maße in Frankreich, in den Kreisen der Sicherheitsbehörden nicht wenige Sympathisanten. Das Vertrauen von Atef in seine BRD-Gesprächspartner war allerdings höchstwahrscheinlich ein tödlicher Fehler, denn diejenigen im BND/VS, die gleichzeitig Mossad-Agenten waren, meldeten ihre Erkenntnisse natürlich postwendend nach Hause. Dort wartete dann schon sein Exekutionskommando auf den Abmarschbefehl nach Paris.

Man kann davon ausgehen, dass der Geländewagen, den Atef in Deutschland kaufte und mit dem er anschließend nach Paris fuhr, schon längst mit einem Peilsender ausgestattet war.

Eventuell sollte Atef ja tatsächlich als Agent angeworben werden. Das wäre für die westlichen Dienste natürlich der absolute TOP-Treffer gewesen. Nach seiner Weigerung als palästinensischer Ehrenmann wurde er noch schmierig freundlich verabschiedet. Sein Todesurteil wartete aber dann schon auf baldige Vollstreckung.

So schätze ich die Sache ein.“