Notenkrimi um Gundolf Köhler: Telefonterror und daher terrorverdächtig
Kindergarten der SOKO Teresienwiese, Mai 1981
Natürlich hatte die SOKO Teresienwiese keinen Kindergarten; schließlich war sie eine Sonderkommission des bayerischen LKA unter besonderer Aufsicht der so genannten Bundesanwaltschaft, einer Organisation, die zur sachgerechten Verdeckung terroristischer Straftaten und beteiligter Staatsagenten gegründet worden ist. Man könnte auch sagen, unter diesen Voraussetzungen brauchte die SOKO Teresienwiese, die das Oktoberfestattentat „untersuchen“ sollte, auch gar keinen Kindergarten; da sich ständig Exponenten des Tiefen Staates in die Ermittlungen einmischten, war der Schwachsinn institutionalisiert.
(Terror over the phone)
Gewiss, auf dem Niveau des so genannten NSU-Prozesses, dieser lächerlichsten aller deutschen Schweinereien, befand man sich noch nicht. Aber auch damals schon beanspruchte man den doofen und verlogenen Ernst der Öffentlichkeit für kindgerechte Albernheiten, die dem Obstlerhirn eines Herbert Diemer entsprungen hätten sein können.
Wer erzählt den größten Blödsinn, wenn er den Mund aufmacht? Der deutsche Universitätslehrer, wenn er wichtig sein will und sich „gefordert fühlt“. Zu Gundolf Köhler, dem man das Oktoberfestattentat angehängt und ihn vorher am Papierkorb umgebracht hat, wie dringend zu vermuten ist, wurde also von der SOKO Teresienwiese eine Uni-Dozentin befragt:
(Aussage einer Dozentin von Gundolf Köhler, Schlussvermerk der SOKO Teresienwiese, S. 122)
Faul und überheblich war er, der Köhler, wenn man diesem Lehrerexemplar glauben darf; außerdem soll er nicht neben ihr in einer Hütte übernachten haben wollen und lieber zuhause geschlafen haben (Blatt 4935). So etwas kann man schon verstehen, wenn man an den Ton dieser namentlich hier nicht zu nennenden Fuchtel denkt, die nichts besseres zu tun hat, als dem Zeugenmasseur Pflieger genau den wichtigtuerischen pädagogischen Schrott zu Protokoll zu geben, den er haben will.
(Aussage einer Dozentin von Gundolf Köhler, Schlussvermerk der SOKO Teresienwiese, S. 122)
So etwas gehört unbedingt in den Schlussvermerk zu einem Jahrhundertverbrechen, Herr Pflieger. Köhler hatte von der pädagogischen Atmosphäre einfach die Nase voll und wollte an den Wochenenden seine Band voranbringen, wie an dieser Stelle beweisfähig geworden ist. Dass er nicht beim Weibe schlief und sich beim Fest nicht mit dem Weibe zeigte, hat unter diesen Voraussetzungen wenig zu bedeuten.
Wozu führte nun die mangelnde Sozialkompetenz des renitenten Dunkeldeutschen Köhler? Sie ahnen es: Zum Prüfungsversagen. —
(Schlussvermerk der SOKO Teresienwiese, S. 122)
Köhler erreichte also 43,75 Prozent der geforderten Leistung; das war gar nicht einmal so schlecht für ein Praktikum, das ihn nicht interessierte, auf das er buchstäblich geschissen haben muss, wie sein Verhältnis zur zuständigen Pädagogin zeigt. Köhler war ja nicht ein Peter Naumann, der die Chemie leidenschaftlich studierte, um seine Kenntnisse für zehntausende D-Mark irgendwelchen Idealisten in der Lüneburger Heide anzubieten. Chemie interessierte Köhler nicht; schlechte Voraussetzungen, um in Eigenregie im Heizungskeller hochbrisanten Sprengstoff herzustellen, der nicht einmal von führenden Experten identifiziert werden kann.
Kurz und gut, Köhler wird für sein mangelndes „Engagement“ abgestraft und erhält eine „schlechte Note“. Wie geht es weiter im Helldeutschland des Jahres 1980?
(Schlussvermerk der SOKO Teresienwiese, S. 123)
Leider, leider Gottes stuften sie den Köhler noch weiter herab. Und das alles nur aus Gerechtigkeitssinn und Genauigkeit. Unsere Recherchen ergaben, dass der Direktor des Instituts für Chemie sogar großzügig gegen Köhler gewesen war; eigentlich hätte Köhler auf Basis des Testergebnisses, das der Redaktion vorliegt, bei der mündlichen Prüfung sogar die Note 3,31 erzielen müssen. Der Junge muss sich ziemlich verarscht vorgekommen sein, wie alle Studenten in einer solchen Situation.
(Schlussvermerk der SOKO Teresienwiese, S. 123)
Köhler beschwerte sich über diese sinnlosen Schikanen; seine Beschwerde fiel vollkommen sachlich aus (Blatt 4937) und bezieht sich im Kern darauf, dass man im Praktikum etwas anderes erzählt hätte als in der schriftlichen Prüfung gefordert. So etwas kommt vor; der Schreiber dieser Zeilen hat leider früher selber an einer Universität gearbeitet und kennt solche Situationen. Es sind vollkommen normale Peinlichkeiten, die nur ein Zeugenmasseur und Tiefstaat-Taucher wie Staatsanwalt (in besonderem Auftrag der verlogenen Bundesanwaltschaft) Pflieger in einen Schlussvermerk hineinschreiben lässt.
Im Verlauf des Konflikts wird es jetzt aber dramatisch: Köhler ruft beim Chemie-Praktikumsleiter (also dem Vorgesetzten der Zicke, die ihn schlecht benotet hat), an:
(Schlussvermerk der SOKO Teresienwiese, S. 123)
Naja, der Junge ist halt katholisch erzogen worden und versucht, dem Mann kurz vor dem Oktoberfestattentat noch ein schlechtes Gewissen zu machen; Zeit für eine Terrorwarnung war es definitiv noch nicht. Köhler jammert und droht, er könne nicht weiter studieren: ob der Praktikumsleiter auch zu hören bekommen hat, dass die Dozentin eine blöde Zicke ist und ihn in die Pfanne hauen will, weil er nicht am Lagerfeuer mitgemacht hat, das wissen wir nicht.
Und immer weiter geht es mit diesem Kindergarten; tatsächlich scheint Köhler in eine Uni-Intrige hineingeraten zu sein. Der Institutsdirektor wird weiter von der SOKO Teresienwiese befragt und führt aus, dass der Geologie-Ordinarius, also der eigentliche Chef von Köhler, den Fimmel entwickelte, seine Studenten plötzlich mit Chemie zu schikanieren. Solche Dinge können Studenten ärgern; in den 90er-Jahren hießen derartige Vögel „interdisziplinärer Ansatz“ und heute müssen die Geologiestudenten wahrscheinlich Genderkompetenz lernen.
Lästig, aber nicht wirklich ein Motiv für einen Terroranschlag.
Und wie ging die Sache aus?
(Schlussvermerk der SOKO Teresienwiese, S. 125f.)
Am liebsten würde man den Staatsanwalt Pflieger, der ja auch die Kiesewetter-Tatwaffen zu früh verkündet hat, aus der Rente zurückholen und für diesen Käse in einen Kindergarten einsperren. Welche Dramatik! Das Schreiben mit der Information, dass er jetzt doch eine mündliche Prüfung machen muss, erreicht Köhler am Tag des Oktoberfestattentats.
Da wird er dann schnell militärischen, rückstandslos detonierenden Sprengstoff besorgt und eine geniale, bis heute unverständliche Zündvorrichtung gebastelt haben. Wenn der Postler so um die Mittagszeit mit dem erschütternden Brief kam, konnte die Höllenmaschine bis zum Abend sogar trocknen. Während des Trockenvorgangs kann Köhler über seine Motive nachgedacht haben, die Ullrich Chaussy bis heute so faszinieren.
Aber irgendwas stimmt trotzdem nicht…
(Schlussvermerk der SOKO Teresienwiese, S. 126)
Für ein Schreiben der Universität gibt es also genauso wenig einen Beweis wie für Köhlers angeblich rechtsradikale Gesinnung. —
Wer sich einen solchen Kram als Staatsbürger gefallen lässt, ist selber schuld. Niemand muss sich offen verarschen lassen, wir sind ja nicht in Bayern, vor Gericht, wo sich die lächerlichsten juristischen Schweinereien der Welt zutragen.
(Kameraden von der Polizei, schauen Sie sich doch noch dieses Video eines der größten Vorbilder von Gundolf Köhler an. Gezeigt wird John Cipollina, ein ehemaliger Student der Chemie, bei einem Auftritt im Herbst 1980 in Westdeutschland. Man beachte die nackten Ärsche zu Beginn. Sie seien der Bundesanwaltschaft gewidmet.)
Es fehlen Koehlers Fingerabdruecke in „seinem“ Wagen. Das kann so nicht stimmen, wie es dargestellt wird.