Oktoberfestattentat: BND-Spinner auf der Suche nach dem großen Kaffeesieder
Pullach, 4.1. 1981
Einige Monate nach dem fertigt ein Sachbearbeiter des Bundesnachrichtendienstes einen Bericht über die Mitteilung eines Informanten aus der DDR an. Der Informant hat sich in Sachen Wehrsportgruppe Hoffmann geäußert.
Über 30 Jahre später fällt dann die Entscheidung, diesen Vermerk dauerhaft zu . Außerdem landet er in einem großen Aktenkonvolut, das so genannten Elitejournalisten der BRD zur getreulichen Verwendung überlassen wird.
(Anonymisierungshinweis des BMI, 2013)
Auffällig an der an sich üblichen Schwärzungsaktion ist die astronomische Sperrfrist; erst 2069 soll das Dokument ohne Schwärzungen einzelnen Journalisten zugänglich sein. Zunächst soll also der Mars vollständig kolonisiert dastehen, bevor ernsthafte Aussagen über den Vorgang gemacht werden können. Bis dahin nur Satire, oder eben Desinformation, durch .
Was kann das für ein Vermerk sein, bei dem es nur um Informantenschutz geht, wo die Biologie einen solchen Informanten doch um 2040 kaum noch leiden lassen wird? Und was ist das für ein hochwichtiger Informant, der weder nachrichtendienstliche Belange noch ausländische Stellen involviert? Kann es einen solchen Informanten überhaupt geben?
(Vermerk des BND, 4.1. 1981)
Wir lesen die Meldungsdaten zum geheimdienstlich archivierten Hinweis: Zuverlässigkeit „F“, das bedeutet, der BND kann die Zuverlässigkeit der Quelle nicht überprüfen. Die Information wurde aber von einem BND-Spitzel überbracht, der selber als vertrauenswürdig gilt und bis 2069 geschützt werden soll. Die vom Spitzel abgeschöpfte Quelle hat sowohl zum Oktoberfestattentat als auch zur WSG Hoffmann Informationen hören lassen.
(Vermerk des BND, 4.1. 1981)
Diese Meldung fällt in eine Kategorie, die bereits 1981 mit „Mögliche Steuerung rechtsextremistischer Terroraktivitäten durch die DDR“ angegeben wird. Man scheint also systematisch nach Hinweisen zu suchen, die belegen sollen.
Die Angaben zur Person verschaffen uns ein klareres Bild: Abgeschöpft wurde eine Person in Karl-Marx-Stadt, deren Namen und Jahrgang man uns verheimlicht. Es handelt sich um einen Freund einer Verwandten des BND-Spitzels, 搬瓦工 dessen Identität uns natürlich auch vorenthalten wird. Ein Bekannter also, der mal wo was geäußert hat, das der Spitzel jetzt seinem Dienstgeber in der BRD verkauft. Und das, was er verkauft, scheint nicht von schlechten Eltern:
(Vermerk des BND, 4.1. 1981)
Der Ober vom Café Huber war’s. Der Georg Huber, vielleicht haben sie ihn Schorschi genannt, wenn er wieder mal den großen Braunen vorbeibrachte. Der Huber, ein Attentäter, ein Bombenhirn, mit Namen und Adresse, ungeschwärzt.
Zunächst bleibt einem natürlich der Mund offen stehen ob dieser „Informationen“. Da faselt der Informant von einer Wehrkampfgruppe in Karl-Marx-Stadt, als ob so etwas 1981 in der DDR möglich gewesen wäre. Dazu soll diese Phantomgruppe enge Verbindungen zur WSG Hoffmann unterhalten haben, über einen Kontaktmann namens Huber, unseren Ober.
Das Oktoberfestattentat sei in Karl-Marx-Stadt geplant worden, so, wie es der BND einordnet, womöglich noch von der Stasi, in der Struktur einer mit Hoffmann vernetzten Wehrkampfgruppe. Freilich ist nicht bekannt, ob der Kaffeesieder selber der Attentäter war; zumindest war er nach dem Attentat mit seiner Schwester in der nach Karl Marx benannten Stadt.
(Anonymisierter Eichel-Ober des doppeldeutschen Blattes)
Der Wohnort des Huber in Freiburg beherbergt noch heute ein Caféhaus; das wurde an dieser Stelle nachrecherchiert. Sein Name freilich ist jetzt öffentlich bekannt, im Gegensatz zu dem geisteskranken „Informanten“ und seinem perversen BND-Zuhörer, der dessen Märchen in die Kategorie der möglichen Steuerung rechtsextremistischer Terroraktivitäten durch die DDR implementiert oder aus anderen Gründen einfach selber erfunden hat.
Wessen Daten, oder , sind hier bis 2069 schutzwürdig?
Was soll diese fabrikmäßige Produktion von Scheinspuren?
Wie lange will man sich so etwas in Deutschland noch gefallen lassen?