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Quatsch für Mutter Helga: Die Informanten des Nazi-Schwätzers

Schloss Ermreuth, 28. September 2015

In seiner allgemeinen Hilflosigkeit und insbesondere in seiner Ahnungslosigkeit über die Auslandskontakte der WSG greift der stets auf Mitautoren angewiesene ZDF-Kasper Rainer Fromm zur für ihn naheliegenden, für jeden normal denkenden Menschen aber absurden Maßnahme, einen Haufen ahnungsloser Leute zu befragen. Oder Zeitungsinterviews und Strafakten solcher Leute auszuwerten, die niemals bei der WSG waren, mit denen ich nur am Rande zu tun hatte. Sehr schön.

Um dieses Vakuum zu füllen, versucht Kapitel 6 die tatsächliche Einbindung der Wehrsportgruppe Hoffmann in die NS Szene, zu Alt-und Neonazis, zu vertiefen. Zu diesem Zwecke habe ich Sekundärquellen, Presseinterviews, Briefe und relevante Gerichtsakten ausgewertet. Hier und im folgenden Kapitel dokumentiert sich die rekonstruktive Handschrift der Arbeit. In fast allen rechtsextremen Organisationen die mit der WSG verflochten waren, habe ich Hintergrundinterviews geführt.

(Rainer Fromm: Die Wehrsportgruppe Hoffmann, S. 15)

In der Dissertation folgt eine lange Liste der von Fromm angesprochenen oder, wie er sagt, ausgewerteten Personen. Insgesamt werden 32 Personen namentlich aufgeführt. Nur ein Einziger davon war aktives Mitglied der Wehrsportgruppe Hoffmann. Von „Verflechtungen“ der von Fromm interviewten Personen mit der WSG Hoffmann kann keine Rede sein.

Dass Fromm Zugang zu zahlreichen scheinbar rechtsextremen Organisationen gehabt haben soll, ist glaubhaft. Mehr ist nicht glaubhaft.

Ohne Titel (1)

(Akten und im Hintergrund echter Bullshit: Rainer Fromm)

Einige davon kannte ich nur den Namen nach, andere kannte ich überhaupt nicht. Welchen Beitrag hätte zum Beispiel Otto Ernst Remer, Generalmajor a.D., zum Verständnis der WSG Hoffmann leisten können? Oder die Söldner Renauld und Fiebelkorn, die ich nie zu Gesicht bekommen habe, ja deren Namen ich noch nicht einmal kannte?

Sehen wir uns Fromms Liste an.

Thomas Brehl hatte niemals die Möglichkeit, Erkenntnisse über die WSG Hoffmann zu erlangen. Ich stand nie mit ihm in Verbindung.

Friedhelm Busse: War mir zwar persönlich bekannt. Auf die Wehrsportgruppe Hoffmann hatte er keinen Einfluss. Irgendwelche Gemeinsamkeiten gab es nicht. Weder ideologisch noch in Bezug auf praktische Zusammenarbeit.

Mit Michael Kühnen hatte die WSG überhaupt nichts zu tun. Kühnen hat mich einmal 1977, zusammen mit etwa einem halben Dutzend seiner Gefolgsleute, in Heroldsberg aufgesucht. Im Gespräch wurde schnell klar, dass es keine Basis für eine Zusammenarbeit zwischen uns geben konnte. Im Anschluss an das Gespräch sagte ich zu Kühnen: „Ich werde auch ins Gefängnis kommen, aber es wird den Behörden viel Mühe kosten, mich dorthin zu bringen. Sie gehen den direkten Weg ins Gefängnis. Diesen Weg müssen Sie ohne mich gehen.“

Manfred Roeder habe ich das erste Mal auf einer Veranstaltung der ANR gesehen und gehört. Roeder war mir zu dieser Zeit noch kein Begriff. Ich weiß nicht mehr, was er sagte, aber ich erinnere mich, dass mir sein Vortrag nicht imponiert hatte. Ich fand Roeders Rede eher farblos und auf keinen Fall mitreißend.

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(Ganz kleines Licht im Dokumentarfilm: Rainer Fromm)

Ein paar Jahre später hat mich Roeder ebenso wie zuvor Kühnen unangemeldet in Heroldsberg aufgesucht. Wir führten ein längeres Gespräch, welches im Ergebnis darauf hinaus lief, dass wir keinen gemeinsamen Nenner finden konnten. In der Folgezeit habe ich Manfred Roeder nie mehr gesehen und keine Kontakte zu ihm unterhalten.

Günter Deckert: War mir nur dem Namen nach als Autor nationaler Schriften bekannt. Ich habe ihn bis zum heutigen Tage noch nie persönlich kennengelernt. Einblicke in die WSG konnte er nicht haben.

Kurt Eigenbrot: Ist mir völlig unbekannt. Erkenntnisse über die WSG kann er nie gewonnen haben.

Michel Faci: Ist mir völlig unbekannt. Konnte keinen Einblick in die Belange der WSG haben.

Joachim Fiebelkorn: War mir seinerzeit noch nicht einmal namentlich bekannt. Habe den Mann bis heute noch nie gesehen.

Roy Godenau: Ist mir völlig unbekannt. Hatte nie Bezug zur WSG

Friedrich Heckmann: War zwar bis Januar 1980 Vorsitzender des Freundeskreises zur Förderung der Wehrsportgruppe Hoffmann, hatte aber absolut keinen Einblick in die Organisation der WSG-Truppe.

Wolfgang Juchem: Ist mir nicht bekannt. Kann keine Erkenntnisse über die WSG haben

Peter Kienesberger: War mir persönlich bekannt. Enge Kontakte wurden schon aus Gründen ideologischer Unvereinbarkeit nicht unterhalten. Unsere wenigen Kontakte ergaben sich vor 1974, in der Zeit als die spätere WSG noch eine Jungstahlhelm-Gruppe war. Nach Ende 1973 habe ich Kienesberger nicht mehr gesehen. Erkenntnisse über die WSG konnte er nicht haben.

Wilhelm Koeberich: Ist mir völlig unbekannt. Erkenntnisse über die WSG kann er nicht gewonnen haben.

Karl Kreuz: Ist mir völlig unbekannt. Erkenntnisse über die WSG kann er nicht gewonnen haben.

Otto Kumm: Ist mir völlig unbekannt. Erkenntnisse über die WSG kann er nicht gewonnen haben.

Ohne Titel

(Ohne jeden Bezug zur WSG, dafür eng mit Rainer Fromm: Altnazi Otto Kumm)

Otto Riehs: War ein einziges Mal zu einer Vortragsveranstaltung in Heroldsberg eingeladen. Thema: Der Totenkopf und der deutsche Soldat. Danach habe weder ich noch andere WSG-Mitglieder Kontakte zu Otto Riehs gepflegt. Erkenntnisse über den WSG-Betrieb konnte Otto Riehs nicht gewinnen.

Christian Maloci: Ist mir völlig unbekannt. Erkenntnisse über die WSG konnte er nicht haben.

Klaus Müller: Ist mir nicht persönlich bekannt; Erkenntnisse über die WSG Hoffmann, vielleicht ausgenommen die Frankfurter Sektion, konnte er nicht gewonnen haben.

Ralf Platzdasch: Habe ich nur einmal zufällig gesehen, aber keine Kontakte gepflegt. Er kann keine Erkenntnisse über die WSG gewonnen haben.

Heinz Reisz: Ist mir völlig unbekannt. Konnte keine Erkenntnisse über die WSG beziehen

Otto Ernst Remer: Ist mir als Person der Zeitgeschichte ein Begriff. Persönlich kannte ich ihn nicht. Er hatte keine Möglichkeit Erkenntnisse über die WSG zu beziehen.

Bruno Renault: Ist mir unbekannt. Konnte keine Erkenntnisse über die WSG beziehen

Waldemar Schütz: Ist mir persönlich nie begegnet. Erkenntnisse über den WSG Betrieb konnte er nicht haben.

Ulrich Schewetasch: Ist mir völlig unbekannt. Konnte keine Erkenntnisse über die WSG erlangen.

Udo Voigt: Ist mir dem Namen nach ein Begriff. Persönlich bin ich noch nie mit ihm zusammengetroffen. Er konnte keine Erkenntnisse über die WSG erlangen.

Leroy Paul: Ist der Einzige, der von Anfang an in die WSG aktiv eingebunden war. Er kannte natürlich den Dienstbetrieb, sowohl der WSG-Hoffmann als auch der „WSG“-Libanon. Mir ist nicht bekannt, was er im Interview bekundet hat, ich bin aber sicher, dass seine etwaigen Darstellungen zum Thema ideologische Beeinflussung nicht im Gegensatz zu meinen Erklärungen stehen.

Also war doch noch ein Insider dabei. Immerhin. Gesagt hat er aber am Ende gar nichts.

Und Hoffmann wurde ja nicht gefragt, schon gar nicht von Dr. des. Fromm.

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(Die Bevölkerung von Neunkirchen parodiert in herzlicher Weise die WSG, 1978)

Von der Leyen schrieb wenigstens über die Wirkung von Bädern auf Gebärende; wir schreiben hier über den fehlenden wissenschaftlichen Nutzen von zumeist ahnungslosen so genannten Informanten für übergewichtige Staatsfunktionäre. Es ist zum Verzweifeln.

(Eine Kolumne bis Weihnachten von Karl Heinz Hoffmann über die Mängel der Dissertation von Rainer Fromm; redaktionelle Bearbeitung, Bildgestaltung und Bildunterschriften von der Redaktion)