Wehrsportgruppe Hoffmann: Lügenpresse außer Kontrolle
1981, Welt der Massenmedien und befreundeter Dienste
Mitte Dezember 1981, Hoffmann und die meisten ehemaligen Kameraden aus dem Libanon sitzen längst in Untersuchungshaft der BRD, dreht plötzlich der israelische Rundfunk frei und vermeldet, ein gutes Dutzend Mitglieder der WSG seien in so genannten Terrorcamps der Fatah gesehen worden. Die Meldung verursacht allerdings beim BND nicht unbedingt ein nachrichtendienstliches Erdbeben.
(Meldung des BND nach Bonn, 18.12. 1981)
Man scheint sich beim BND langsam daran zu gewöhnen, dass alte Meldungen, auch zur WSG, in Israel einfach von Zeit zu Zeit wiederverwertet werden und kaum verändert über die Sender laufen. Auch die Falange im Libanon übernimmt den kalkulierten Schrott, der in seiner hirnamputierten Unverschämtheit ein wenig an die kommerziellen Wiederverwertungsversuche eines Ullrich Chaussy erinnert. Wenn es so schön war, warum soll man es nicht noch mal als Neuigkeit ausgeben.
Anders die diplomatische Vertretung der BRD im besten jüdischen Staat von allen; die Botschaft in Tel Aviv wittert Stunk und bittet die politischen Funktionsträger in Bonn, doch umgehend Sprachregelungen zu übermitteln, für den Fall, dass tatsächlich etwas dran sein könnte am Gerücht einer wiederauferstandenen WSG Ausland.
(Der BND für die Botschaft der BRD in Israel, 1981)
Man fürchtet in der Botschaft ein wenig, Ziel massenmedial produzierten Hasses werden zu können, wie es scheint. Oder auch nicht. Reflexe und Wichtigtuerei soll es ja auch geben. Zumindest verleiht der nahende israelische Wahlkampf der grotesken Falschmeldung eine gewisse Begründung.
Ein knappes halbes Jahr zuvor hatte schon die deutsche Lügenpresse frei gedreht. Es ist Ende Juni 1981, und die Bild am Sonntag liefert ein Stück, das so zuvor nicht da war und auch später kaum noch zu toppen sein wird.
(Bild am Sonntag, 28.6. 1981: „Ghaddafi-Befehl: Klaut US-Atomraketen“)
Drei Mal darf der Leser raten, wer in diesem kultigen Artikel als Befehlsempfänger Ghaddafis und Raketenklau-Knecht der arabischen Superterroristen herhalten muss:
Ja, es ist die Wehrsportgruppe Hoffmann, im Verein mit der Fatah.
Dieser Artikel wirkt wie eine allzu saloppe Zusammenfassung sämtlicher Abfälle israelischer Desinformation der Jahre 1970-1990; etwas Lächerlicheres wird auf dieser Welt kaum je wieder erscheinen können. Tatsächlich liest man das intensiv im Bonner Innenministerium und will es selbst dort kaum glauben. Damit der Leser eine Chance hat, dieses Ding in seine ewige Sammlung aufzunehmen, bringen wir es hier in Auszügen:
„Die Wehrsportgruppe Hofmann bekam diesen Auftrag aus Libyen – deutsche Kernkraftwerke sollten zerstört werden.
Bonn, 28. Juni. Die Wehrsportgruppe Hoffmann sollte für Libyens Staatschef Ghaddafi amerikanische Atomsprengköpfe klauen! Ihr zweiter Auftrag: Mit diesen Atomwaffen ein Kernkraftwerk in der Bundesrepublik in die Luft jagen!
Diesen Horror-Befehl entdeckten Beamte des deutschen Verfassungsschutzes in den Aufzeichnungen des Anführers der deutschen Neo-Nazis, Heinz Hoffmann. Bild am Sonntag hatte am Wochenende Einblick in die Unterlagen der deutschen Geheimdienste.
Der Verfassungsschutz und befreundete Dienste haben folgende (Satzfehler, Anm. der Red.) Ghaddafi ist dabei, eine weltweite Söldner-Truppe aufzubauen, die Sabotageakte in Israel und befreundeten Ländern ausführen soll. Ganz oben auf der Attentats-Liste: Die Bundesrepublik! {…}
Einzelheiten über die Aufträge aus Libyen an Heinz Hoffmann und seine Wehrsportgruppe bekamen die deutschen Verfassungsschützer spitz, als sie Hoffmanns Telefon nach dem blutigen Bombenattentat auf das Oktoberfest in München im letzten Jahr abhörten. Den Verfassungsschützern liegen außerdem inzwischen eindeutige Hinweise auf eine direkte Verbindung zwischen diesem Attentat (13 Tote und 215 Verletzte) und dem libyschen Staatschef vor.“
(Ein Beamter macht ein Fragezeichen; Bild am Sonntag, 28.6. 1981)
Der heute legendäre Artikel wird Ende Juni 1981 von zwei bestimmten beamteten Lesern im Bonner Innenministerium gelesen. Die beiden Männer, deren Positionen uns hier nicht interessieren müssen, befinden sich in einem dienstlichen Unterstellungsverhältnis; der Untergebene fertigt eine kritische Notiz zum Artikel an:
(Notiz aus dem Bundesministerium des Inneren, 30.6. 1981)
„Sehr detaillierter Artikel!“ scherzt der Untergebene; „Was ist Dichtung, was ist Wahrheit?“ erfrecht er sich, fortzufahren. So einer aber auch! Als Beamter könnte er ruhig ein wenig mehr Respekt vor der Bild-Zeitung beweisen. Den Vogel schießt er aber mit dem Schluss der Notiz ab: „Woher sind die Informationen, die wir aus dem BKA kennen?“
Naja, möchte man hinzufügen; ob Sie sich da nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt haben, Herr übermütiger Konformist?
Und tatsächlich, den Zettel bekommt sein Vorgesetzter zu sehen. Der fertigt prompt eine Gegennotiz an.
(Notat Bundesministerium des Inneren, 1.7. 1981)
„Artikel weitgehend zutreffend“, schreibt der vorgesetzte Mann, aus welchem Grund auch immer, wo der Text doch offenkundig vor Lügen strotzt. „Quelle der Information mir nicht bekannt“, fügt er hinzu, schließlich will man auch nicht als offener Lügner und Trottel dastehen. „Ich habe aber deswegen nicht extra beim BKA nachgefragt“, beschließt er seinen Käsezettel. Er hätte auch schreiben können, dass er es auf sich beruhen lässt, weil es aus politischen Gründen gelogen ist.
Was wäre die BRD ohne ihre Lügenpresse.
Ich habe neulich im TV gesehen, das die Ermittlungen wohl immer noch laufen oder zumindest wieder anlaufen sollen weil man sich heute nicht mehr sicher sei ob es die WSG gewesen sei. Wenn das stimmt fall ich vom Glauben ab !
Junge, du zwingst mich zum Facepalmieren 🙂