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Die geistigen Wurzeln der BRD und das Oktoberfestattentat, Teil 1

Anfang Juni 1950, Kino in München

Ein frisch gebackener Bundesbürger im abgewetzten Anzug (die BRD war kurz zuvor gegründet worden) sitzt etwas ausgehungert im Filmtheater am Sendlinger Tor. Vor zwei Jahren erst ist er aus der französischen Gefangenschaft nach Hause gekommen. An früher denkt er nicht gern; an den siegreichen Vormarsch und die spätere schreckliche Zeit in Russland. An den Hunger und die Angst und die schwere Arbeit in Frankreich auch nicht so gern.

Jetzt beginnt die Wochenschau, die allen Filmen vorangeht und die sich die meisten Kinogänger ansehen; außer ein paar Zeitungen gibt es sonst ja nichts.

Zuerst geht es um den Krieg in Korea, den eingeschleuste kommunistische Agenten verschuldet haben und der mit modernsten Düsenjägern geführt wird, so heißt es zumindest. Der frischgebackene Bundesbürger schaut nicht hin, denn vom Krieg will er nichts wissen. „Peace is the only reason for the action“ hört er den US-amerikanischen Präsidenten Truman sagen.

Erst den zweiten Beitrag bekommt er richtig mit.

Ja, was ist denn das? Fragt sich der ausgehungerte Bundesbürger. Sakra!

In der Stadt Caux findet ein „Industriekongress“ statt, an dem Japaner und Österreicher, Pfarrer und Gewerkschafter teilnehmen. Was machen die da? Beten? Und der Franco, ja Herrschaftzeiten!

Gar für die Freiheit ist er auch noch, der Caudillo… und die katholischen Volksmassen gedenken des Jahrestags der „nationalen Befreiung“… und der „Kongress für Kulturelle Freiheit“, was ist jetzt das wieder. Den Bürgermeister von Berlin, Ernst Reuter, den, der immer so schreit, erkennt er… macht alles einen guten Eindruck. Die freie Welt ist auf einem guten Weg…

Was der hungrige Mann im Kino am Sendlinger Tor nicht wissen kann oder wissen will:

Alle drei Beiträge, die er sich eben angesehen hat, berichten von ebenso verdeckten wie groß angelegten US-Geheimdienstoperationen. Der Michel soll es aber nicht mitbekommen; der soll an das Gute im Großen Bruder glauben und an den Sieg der freien Welt, die NATO heißt.

Im ersten Beitrag, den er mitbekommen hat, ist fälschlich von einem Industriekongress die Rede; tatsächlich werden Bilder vom „Weltkongress für moralische Aufrüstung“ gezeigt, einer Veranstaltung der so genannten Oxfordbewegung, die offiziell der US-amerikanische Reverend Frank Buchman ins Leben gerufen hat. Es handelt sich um eine christlich aufgemachte antikommunistische Lobbyorganisation, die weltweit den Hass auf den Kommunismus mit den Mitteln der Erziehung und der massenpsychologischen Einflussnahme entfachen soll.

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(Dr. Frank Buchman führt einer Aktivistin seine neue Fibel zur moralischen Aufrüstung vor)

Ein Hassprediger reinsten Wassers, dieser Buchman, dessen Aktivitäten von der CIA finanziert, dessen zahllose pädophile Straftaten und Hitler-Spinnerei vor 1938 aber vom FBI (dessen damaliger Chef freilich selber ein warmer Bruder vor dem Herrn war) übersehen werden. Der schwule Jesusheuchler versetzt seine Anhänger bei großen Veranstaltungen und später im Fernsehen in eine regelrechte antikommunistische religiöse Hysterie.

Im zweiten Beitrag wird der spanische Diktator Francisco Franco verherrlicht; nach dem grausamen Bürgerkrieg, dessen furchtbares Ende im Beitrag als „nationale Befreiung“ bezeichnet wird, ist Franco im Zweiten Weltkrieg weitgehend neutral geblieben. Zwar schickte er Hitler eine Blaue Division; aber auf einen Kriegseintritt ließ er sich nicht ein. Jetzt, 1950, startet die CIA eine europaweite Kampagne zur moralischen Reinwaschung des Arbeitermörders Franco, weil man ihn zum NATO-Beitritt bewegen will. Franco schaut sich mit Vorliebe ausländische Wochenschauen an und liebt es, wenn man ihm in den Arsch kriecht; seine als Drachen bekannte Gattin will immer genannt werden.

Genau das organisiert die CIA mit solchen Beiträgen.

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(Caudillo George W. Bush als General Franco)

Im dritten Beitrag wird die antikommunistische Lobbyorganisation „Kongress für kulturelle Freiheit“ vorgestellt. Es handelt sich dabei um einen Komplex an von der CIA finanzierten Privatstiftungen, der nach dem Zweiten Weltkrieg und bis Mitte der 60er-Jahre linksliberale Künstler subventioniert. Durch die teilweise verdeckte, teilweise offene Förderung linksliberaler, nichtkommunistischer Kunst und Kultur soll der traditionelle Einfluss der Kommunisten, aber auch anderer (zum Beispiel nationalkonservativer) Intellektueller zurückgedrängt werden. Der KKF unterminiert die Aktivitäten von Schriftstellern wie Heinrich Böll und verschafft so dem politisch genehmen Mainstream und den „harmlosen“ Sozialdemokraten eine bis heute andauernde Übermacht im Kulturbetrieb.

Die lästige (potenziell gegen den Liberalismus gerichtete) gegenständliche Malerei und der unkontrollierbare, aus der Sicht der US-Puritaner schweinische Surrealismus werden durch eine massive Förderung des abstrakten Expressionismus von jeder Öffentlichkeitswirkung in der BRD abgeschnitten. Auch für Andy Warhol läuft es gut in jener Zeit, wie von Geisterhand tauchen Käufer für seinen Käse auf.

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(Autor des Grundgesetzes und Subventionsempfänger der CIA: Carlo Schmid)

Am Schluss des Beitrags hört der frisch gebackene Bundesbürger den Politiker Carlo Schmid goldene Worte gegen die Diktatur vortragen. Die Kunst soll nicht für politische Zwecke missbraucht werden, sagt er. Schmid, der ein wunderbarer Übersetzer und Schriftsteller war, hat auch das deutsche Grundgesetz formuliert. Dass er selber instrumentalisiert wird, weiß er sehr genau. Er sitzt am Podium neben dem italienischen Dichter Ignazio Silone, der einst Kommunist und gleichzeitig Spitzel der Geheimpolizei Mussolinis war.

Jetzt ist er beim „Kongress für kulturelle Freiheit“; schließlich hält die CIA seine Akte zurück. Bis heute betet der deutsche Michel seine Sprüche nach.

 

Ein Gedanke zu „Die geistigen Wurzeln der BRD und das Oktoberfestattentat, Teil 1“

  1. Günter Gareiß sagt:

    Gar nicht so weit hergeholt, die Geschichte wiederholt sich, jetzt ist es fast so wie früher, die CIA manipuliert immer noch, der Ami führt überall Krieg und lässt uns wissen, dass das gut für uns und die Demokratie ist. Und der Michel betet ihn dafür an und lässt ihn hochleben, obwohl ein jeder wissen müsste, dass die uns in den Abgrund führen

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