1980 Oktoberfest » Blog Archive » Oktoberfestattentat: Was wussten die V-Leute?

powered by

Oktoberfestattentat: Was wussten die V-Leute?

April 2015, Schloss Ermreuth

Am 13. April 2015 schreibt der politische Korrespondent Albert Schäffer für die Frankfurter Allgemeine:

„Steckt Staatsversagen hinter dem Anschlag Rechtsradikaler auf dem Oktoberfest 1980?“

Meine Antwort: Das Staatsversagen bezieht sich in erster Linie auf die nicht vorhandene Bereitschaft, das Verbrechen aufzuklären, obwohl dazu die Möglichkeit besteht.

Auch heute noch – nach 35 Jahren.

Auf die Frage: „Was wussten die V-Leute?“ gibt es eine einfache aber erschöpfende Antwort:

„Nichts!“

Würde sich die Frage nicht eingeengt nur auf V-Leute beziehen, sondern ganz allgemein lauten: „Wer wusste etwas über die Hintergründe und operative Durchführung des Oktoberfestattentates?“, käme man der Sache näher.

Sämtliche Personen, die damals beim geheimen Untersuchungsausschuss Dr. Langemann anwesend waren, erfuhren mehr, als sie ertragen konnten. Die meisten haben ihre Erkenntnisse mit ins Grab genommen.

Dennoch könnte die schreckliche Wahrheit ans Licht kommen, wenn der politische Wille gegeben wäre. Aber das ist nicht der Fall.

Prominente Politiker wie Strauß und Hundhammer, aber auch der damalige GBA Rebmann mussten spätestens nach den im Untersuchungsausschuss vom Ex-Kriminaldirektor Dr. Kollmar abgegebenen Bekundungen erkannt haben, wer die Verantwortung für das widerliche Verbrechen auf der Theresienwiese trug. Sie haben die Ermittlungen in die richtige Richtung blockiert und stattdessen ein von Anfang an als unsinnig erkanntes Ermittlungsverfahren gegen mich und ehemalige WSG-Mitglieder als Blitzableiter betrieben.

Der derzeitige GBA Range ist jetzt mit der Wiederaufnahme den von Rebmann vorgegebenen Richtlinien gefolgt. Dabei hätte er, sofern er wollte, durchaus Möglichkeiten, den Fall aufzuklären. Die Abgeordneten des Bundestages sollten von ihm die Herausgabe all jener Beweismittel verlangen, die sein Vorgänger Rebmann dem Untersuchungsausschuss vorenthalten hat.

V-Leute des Verfassungsschutzes können über das Verbrechen auf der Theresienwiese nichts wissen, weil der personell sehr begrenzte, verantwortliche Täterkreis, zwar überwiegend dem Behördenapparat entstammte, aber zum Zeitpunkt der Tatbegehung sozusagen „freiberuflich“ agierte, und weil diese aus bisher vier erkannten Personen bestandene Seilschaft nicht von „regulären“ Behörden überwacht werden konnte.

Bei den vier Personen handelt es sich um den freiberuflich tätigen, jedoch ständig für BND und BKA beschäftigten Top-Agenten Werner Mauss. Weiterhin um die Ex-Beamten Heigl und Dr. Kollmar sowie den obersten Verfassungsschützer Dr. Langemann, im aktiven Verbund mit dem als Werkzeug benutzten Berufsverbrecher Udo Albrecht.

Die Sache flog auf, weil Dr. Langemann leichtsinnige Fehler unterlaufen waren. Und sie wurde vertuscht, weil die Aufklärung das gesamte Staatsgefüge bis ins Mark erschüttert hätte.

Und das gilt auch heute noch, deshalb wird es weiterhin dümmlichen Verdachtsjournalismus geben, aber keine Aufklärung.

(Ein Beitrag von Karl Heinz Hoffmann)

ZA.Kein Ruhmesblatt 

(Pressekommentar aus dem Jahr 1981 zur Affäre um Hans Langemann)

 

Ein Gedanke zu „Oktoberfestattentat: Was wussten die V-Leute?“

  1. angler sagt:

    Servus,

    erst mal danke für den Blog.
    Nachdem erst mal klar ist, dass die WSG nix mit dem Anschlag zu tun hat, die Kippen und das Handfragment vom BLKA verschwunden wurden, der Köhler nicht als Einzeltäter oder überhaupt als Täter in Frage kommt, der Langemann kurzzeitig festgenommen wurde, der Strauß den Anschlag gegen die Opposition verwenden wollte, die Antifa den Anschlag gegen Rechts verwendet, bleibt mir die Frage in der Birne stehen: War das eigentlich ein Anschlag oder ein Attentat?
    Der Ort der Explosion am Eingang scheint doch irgendwie unspektakulär. Die Zeugenaussagen deuten darauf hin, dass wohl Uneinigkeit über den Gegenstand in der Tüte herrschte.
    Mein Gedanke ist, ob vielleicht das Gerangel um die Tüte nur deshalb stattfand, weil sie nicht weiter auf die Wies´n transportiert werden sollte. Die Sprengkraft der Bombe war ja auf Nummer Sicher gewählt. Konnte man innerhalb der Wies´n eine einmalige Gelegenheit anstreben, eine Zielperson, ungeachtet der Sicherheitsleute drumrum, auszuschalten?
    Einen Rechten Anschlag auf unschuldige Zivilisten anzunehmen erscheint schon blöd. Ein Linker Anschlag hätte vermutlich nicht zu Maßnahmen gegen Langemann geführt. Wenn der Hoffmann richtig vermutet, dann bliebe ja nur das Forunkel am Arsch unserer „Befreier“.
    Wem aber sollte in diesem Fall das „Attentat“ gelten?
    Nur so die Gedanken aus dem bisherigen Fundus.

Kommentare sind geschlossen.